Point "P"-S mit integriertem Subwoofer
von Volker L.

Wie alles anfing

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nachdem ich am Samstag auf der HiFi-Musikworld Ihre Point-P hören konnte, geht mir der Koax nicht mehr aus dem Sinn und ich suche nach einer Lösung diesen Treiber als Austausch in meine (recht aufwendige und daher auch teilweise weiter zu verwendende) Lautsprecherkonstruktion zu integrieren.

 

Im Großen und Ganzen bin ich mit meinen Lautsprechern sehr zufrieden. Mittlerweile (nach 7 Jahren) stört mich jedoch mehr und mehr die starke Schallbündelung des großen Magnetostaten (ausgewogenes Klangbild  nur im Stereodreieck, aber nicht im Raum verteilt) und ich habe bei Ihrer Point-P eine Mittendynamik und Ortung erlebt, die mich nicht mehr loslässt und mich sogar wieder mit einer simplen Gewebekalotte vorlieb nehmen lassen könnte.

Das ist die Ausgangsituation:

 

Kurz zum Aufbau:

Die Mittel-Hochtoneinheit (Swans F6 und RT2) ist passiv getrennt und in einem 10l geschlossenen Gehäuse verbaut.

Die Schallwandbreite beträgt ca. 250 mm und ist links und rechts jeweils 20 mm angeschrägt d.h. effektiv vorne 210 mm.

Der Bass (und der Mitteltöner) ist aktiv mit 24 dB/Oktave bei 100 Hz getrennt, sodass die seitliche Anordnung kein Nachteil ist.

Das ganze Gehäuse ist innen aufwendig verstrebt.

Als Bass arbeitet ein 25 cm Bass von Next (Firma gibt es nicht mehr) auf ein (unbedämpftes) geschlossenes Gehäuse mit etwa Qtc=0,70 und Ftc=35 Hz.

In jeder Box sind 2 St Thel-Accusound 100 Endstufen mit Netzteil und aktiver Weiche integriert, sodass es sich (bis auf die Trennung HT/MT) um eine aktive Box handelt. Der Bass lässt sich separat einpegeln, sodass, in Zusammenhang mit der Variation der Überlappungsbereiche zwischen Mittelton und Bass bei etwa 100 Hz, eine Raumanpassung möglich ist.

 

Zwischenlösung

Zuerst einmal sollte der PHL Coax im alten Gehäuse implantiert werden. Dazu musste eine Möglichkeit gefunden werden, um die alten Chassisausschnitte zu verdecken. Gelöst würde das Problem mit einer dicken Alu-Platte (der PHL 1240TWX wurde bündig in ihr eingefräst) die in die Front der alten Box eingelassen wurde. 

 

 

 

Hier noch ein Bild der aufgebauten Weiche.

 

PHL-Koax und Bass habe ich bei etwa 120 Hz mit 24dB/Oktave getrennt.

Tiefpass und Hochpass überlappen sich um eine Einstellung auf der Thel Weiche d.h. Tiefpass bis 129 Hz und Hochpass ab 116Hz.

Diese Maßnahme dient zum "Auffüllen" der theoretischen Senke in diesem Bereich, da der PHL ja bereits mit 12 dB/Oktave abfällt und die Weiche noch weitere 24 dB drauflegt, also theoretisch 36 dB/Oktave im Bereich um die Trennfrequenz.

Das Volumen für den Koax habe ich mittels "Sandsäcken" um 4 Liter auf etwa 5-6 Liter reduziert, um bis 100 Hz genügend Pegel zu haben (wie Sie simuliert hatten).

 

Der PHL-Koax macht maximal 0,50 mm Hub; dann macht der Basstreiber dicht und erreicht je nach Musikmaterial bereits Hübe zwischen +/- 4 und 6 mm.

Ideale Arbeitsbedingungen für den Koax somit würde ich sagen.

 

Nun zum wichtigsten, dem Klang:

Erster Eindruck nach den ersten Tönen und Grobeinpegelung des Basses an der Aktivweiche:

-          Deutlich lauter als die bisherige Bestückung, also besserer Wirkungsgrad

-          Sehr ähnliche tonale Abstimmung gegenüber bisher (das ist gut)

-          Leichtes Ansprechen im Mitteltonbereich fällt sofort auf (z.B. Saxophon schön "rotzig", wie es sein muss)

-          Höhen von Kalotten sind generell etwas anders als von Folien (ist mir eigentlich bekannt, aber fällt halt auf)

-          Selbst bei hohen Pegeln völlig unangestrengt, allerdings eine lautstärkeunabhängige, minimale "Härte" in den oberen Mitten, die ich mal auf den frisch ausgepackten Zustand schiebe.

-          Bessere Schallverteilung im Raum (weniger "sweet spot"), die Box klingt unter allen Winkeln sehr ähnlich und die räumliche Darstellung bleibt in sehr weiten Winkeln stabil

 

Nach dem Durchhören einiger CD's dominiert der Eindruck der "schnellen" und auflösungsstarken, aber trotzdem nicht nervigen Mitten.

Man meint zu hören, dass die Membran leichter ist, was objektiv natürlich nicht stimmt.

Dies war auch der Grund, weswegen ich die PHL's gekauft habe. Das hat mich schon in Gelsenkirchen so beeindruckt.

 

Der Hochtonbereich fügt sich irgendwie unauffällig ein.

Er ist nicht so fein wie über Folien. Aber alles Geschmackssache: bei einigen Stücken wirkt der Hochton ein bisschen "rüpeliger" und etwas ungeschliffen; bei anderen durchaus etwas glaubwürdiger, weil nicht so fein. Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Betriebsstunden weiter entwickelt.

 

Mein Bass kommt erstaunlich gut mit dem schnellen Koax zurecht. Er läuft im geschlossenen Gehäuse und ist durch die Aktivtechnik im Pegel anpassbar.

Mit einem 30er PHL wird's sicher noch besser, aber.......

 

Die Räumlichkeit ist eigentlich gar nicht so anders wie bisher. Nur halt weniger Aufstellungs- bzw. Abhörpositionskritisch.

Feinheiten in der Beurteilung werden die nächsten Wochen ergeben.

 

 

Die Fortsetzung 

Obwohl ich meine Boxen noch gar nicht fertig habe, denke ich derzeit schon etwas weiter.

Wenn mir alles gut gefällt könnte ich mir vorstellen, auch im Bassbereich ein Chassis mit "ähnlicher Charakteristik" wie den PHL-Koax einzusetzen und neue Gehäuse aufzubauen.

Meine Gedanken gehen hierbei in Richtung 12'' Bässe in etwa 40l Bassreflex.

Wie bisher, aktiv getrennt und angesteuert ab etwa 130 Hz.

Hierbei haben sich für mich 3 Chassis herauskristallisiert:

-          PHL B30-4021

-          CIARE PW 332

-          BMS 12 S 330

 

Jedes Chassis hat dabei seine eigenen Vor- und Nachteile (Preis, Hub, mechanische Verluste, F-3 Punkt); aber letztlich sind sie alle 3 recht ähnlich und eigen sich gemäß Einfach-Simulationsprogramm (BassCAD) alle für den vorgesehen Einsatzzweck.

 

Aufgefallen sind mir z.B. folgende Punkte:

-          der PHL ist etwa doppelt so teuer wie der BMS

-          der Ciare hat extrem niedrige mechanische Verluste und den niedrigsten F-3, sowie den größten Hub

-          der BMS kann von allem etwas, ist dafür aber der mit Abstand günstigste

 

Der BMS schied aus, da sein Reflexkanal zu lang und somit nicht im Gehäuse untergebracht werden könnte. Der Ciare ging nicht ganz so tief wie die beiden anderen und fiel schon bei 100Hz wegen seiner hohen Schwingspuleninduktivität ab.

Schlussendlich stellte sich der PHL B30-4021 als der am besten geeignete für das Projekt heraus.

 

Finale

Da ich eine dunkle Holzoberfläche haben wollte hat sich durch einen Kontakt zu einem Tischler eine etwas ungewöhnliche Bauweise ergeben:

Der Aufbau ist aus keilgezinktem Buchenholzplatten 40mm (Treppenstufenholz).

Die Innenteiler aus halbierten Platten 20mm.

Die Frontplatte läuft allseitig durch und die Seitenwände sowie Deckel und Boden laufen bis hinten durch und sind horizontal auf Gehrung geschnitten.

Die Oberfläche wurde in RAL 8007 bebeizt und mit seidenmattem Klarlack lackiert.

 

Hierdurch waren verschiedene Merkmale möglich, die bei MDF furniert nicht ausgeführt hätten können:

1.) Es konnten seitlich Abrundungen an die Frontplatte gefräst werden.

 

 

2.) Der Bass wurde zweistufig versenkt und wird durch einen Abdeckring teilweise verdeckt. Hierdurch konnten die aufwendigen Fräsungen gespart werden und das Bass-Chassis wirkt optisch kleiner als es ist. Was der (relativ) kompakten Box meiner Meinung nach optisch sehr gut tut.

 

 

 

3.) Die Stabilität und auch die akustische Qualität der Gehäuse ist enorm. Der Klopftest (und natürlich auch die Musikwiedergabe) zeugen von einem akustisch absolut toten Gehäuse.

4.) Für die metrischen Gewinde konnte ich Messing-Dübel verwenden, die in dem harten Holz einen sicheren Sitz finden.

 

Einziger Nachteil ist eine deutliche Vergrößerung der Brutto-Volumens (+18mm allseitig im Vergleich zu MDF 22mm)

 

Insgesamt ist ein Gewicht von knapp unter 80 kg je Seite einschl. Elektronik und Chassis dabei heraus gekommen.

 

 

Da ich mich zum Klang des Koax ja schon geäußert habe (wäre ich davon nicht begeistert, hätte ich diese aufwendige Konstruktion nicht gewählt); noch ein paar Worte zum Bass (nach etwa 8 Stunden Betrieb und vorherigem Einwobbeln):

Druckvoll, präzise, tief und extrem pegelfest sind wohl die passensten Beschreibungen!

Bassläufe sind mit einer noch nie gehörten Feinabstufung zu hören. Viel weniger  Überdeckungseffekte als bisher. Auch und gerade im mittleren sowie oberen Bassbereich, wo der Raum noch nicht so viel mitspielt.  Dabei immer klar und trotzdem druckvoll glaubwürdig.

 

Die Pegelfestigkeit ist dabei schon beängstigend und wird nur für Testzwecke und mit besonderem Musikmaterial überhaupt etwas gefordert.

Im "normalen" Betrieb mit hoher Lautstärke bewegen sich die 30er PHL nur  1-2 mm.

Und so klingt es dann halt auch: Locker und unverkrampft und immer genügend Reserven in der Hinterhand.

 

Wer das mal erlebt hat möchte nie wieder 20er Langhub-Bässe, die mit 8 oder 10 mm Hub zwar das gleiche Luftvolumen verdrängen, aber letztlich hilflos vor sich hin "rudern" und jede Souveränität vermissen lassen.

Lange Schwingspulen und  die Theorie (Fläche x Weg)  sind eben doch nicht alles.

 

Was mich weiter  gewundert hat ist die Tatsache, dass die BR Konstruktion trotz tief liegendem BR Kanal die Raumresonanzen nicht mehr anregt als meine alte geschlossene Bauweise mit Seitenbass. Da hatte ich zuerst meine Bedenken. Ich denke das spricht wohl auch für die richtige Positionierung im Raum.

 

Na ja, und als letztes noch ein Lob an Sie: Die über AJ-Horn gefundene BR-Abstimmung mit den vorgeschlagenen Kanal-Korrekturen scheint optimal zu passen.

 

 

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Letzte Aktualisierung 21.02.2009
Durch Dieter Achenbach