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Wird ein Konuslautsprecher in einem Gehäuse betrieben, führt dies
zwangsläufig auch zu einer Schallabstrahlung in das Gehäuseinnere.
Diese ist stets mit Schalldruck- und Schallschnelleänderungen verbunden
und kann zu störenden Schwingungseffekten im Medium innerhalb der Box
(Luft) sowie auch des Gehäuses selbst führen. Ein Teil der akustischen Energie wird auf das Gehäusematerial übertragen. Diese breitet sich als Biegewelle aus und führt dazu, dass auch von den Gehäusewänden Schall abgestrahlt werden kann. Es handelt sich hierbei um störende Gehäuseschwingungen. Durch die Membranrückseite des Lautsprechers wird die Luft in der Box zum Schwingen angeregt und eine Schallwelle breitet sich aus. Trifft diese auf eine Gehäusewand, wird sie reflektiert. Befinden sich nun Gehäusewände im halben Abstand der Wellenlänge des in die Box abgestrahlten Schalls oder Vielfachen davon, entsteht eine sogenannte stehende Welle. Hierbei handelt es sich um eine unerwünschte Resonanzerscheinung, bei der an den Gehäusewänden jeweils ein Maximum des Schalldrucks und in der Gehäusemitte ein oder auch mehrere Maxima der Schallschnelle, also die größte Bewegung der Luft, auftreten. Die ausgeprägteste stehende Welle tritt bei der halben Wellenlänge auf. Wie können die störenden Schwingungen vermieden werden?Die beschriebenen störenden Effekte wirken sich messtechnisch und
auch hörbar aus und sollen deshalb vermieden werden. Im folgenden wird
beschrieben, wie sie beeinflusst werden können.
Dämpfungsmaterial im geschlossenen GehäuseZunächst werden die auftretenden Effekte am Beispiel einer geschlossen Box betrachtet. Um seine resonanzunterdrückende Wirkung voll zu entfalten, wird das Dämpfungsmaterial, wie bereits erläutert, möglichst in Bereichen der Schallschnellemaxima, meist in der Gehäusemitte, angeordnet. Durch die Eigenschaften des Dämpfungsmaterials wird einerseits dem schwingenden Medium eine zusätzliche Masse beigefügt, die von Dämpfungsverlusten begleitet wird und andererseits die Federwirkung des Boxenvolumens beeinflusst.
Für die folgenden Erklärungen wurden Messreihen mit unterschiedlich
starker Bedämpfung ein und desselben Gehäuses untersucht. Dabei beträgt
das Gehäusevolumen 60 Liter netto. Eine Matte des VISATON-Dämpfungsmaterials
in 10 l Gehäusevolumen entspricht einem Füllgrad von 100 %. Im Testgehäuse
sind es also 6 Matten. Eine kontinuierliche Steigerung des Füllgrades
bewirkt auch eine kontinuierliche Massevergrößerung. Am
Impedanzverlauf einer Box kann man die auftretenden Effekte besonders
gut analysieren.
- Füllgrad 200 % - 1,0 dB - Füllgrad 400 % - 2,5 dB Der durch die Dämpfungsverluste beeinflusste Frequenzbereich kann
mit einer Bandbreite von 1 Oktave unterhalb bis 2 Oktaven oberhalb der
Resonanzfrequenz angegeben werden. Am Ausschwingverhalten sieht man bei
einem Füllgrad von 100 % bereits eine sehr gute Dämpfung der
Resonanzen im Gehäuseinneren. Eine weitere Steigerung z. B. auf 200 %
bringt hier keine Verbesserung mehr.
Es ist ein Absinken der Resonanzfrequenz bis zu einem Füllgrad von 200 % zu erkennen. Die mechanische Güte Qm fällt durch die steigenden Dämpfungsverluste stark ab, während die elektrische Güte Qe nur in geringem Maße beeinflusst wird. Für die gesamte Güte überwiegt stets der Einfluss der elektrischen Güte. Deshalb kann ein Lautsprecher, der ungeeignete Werte für eine gewünschte Abstimmung besitzt, nicht durch eine Gehäusebedämpfung in seinen TSPs in der nötigen Größenordnung beeinflusst werden.
Das Absinken der Resonanzfrequenz lässt sich durch eine virtuelle Volumenvergrößerung erklären. Diese erreicht bei einem Füllgrad von 100 % einen Vergrößerungsfaktor 1,2 und ihr Maximum bei ca. 120 % Füllgrad mit einem Faktor von rund 1,27. Eine weitere Steigerung des Füllgrades bringt dann jedoch nichts mehr. Das Software- Simulationsprogramm SPEAKER PRO 7.0 rechnet mit einem Faktor 1,2, was einem Füllgrad von 100 % entspricht. Es liegt nun der Gedanke nahe, dass man durch eine Bedämpfung ein viel kleineres Gehäuse bei gleicher Resonanzfrequenz und gleicher geforderter Gesamtgüte realisieren kann, in dem auch noch die Resonanzen im Gehäuseinnern bedämpft sind. Dies funktioniert prinzipiell auch, wenn da nicht der Wirkungsgradverlust des Pegels im Bereich der Resonanzfrequenz wäre. Man muss hierbei den Kompromiss zwischen Boxenverkleinerung und Wirkungsgradverlust eingehen. Eine gute Wahl ist ein Füllgrad von 100 % und eine Boxenverkleinerung um den Faktor 0,83.
Die Messergebnisse zeigen für 60 Liter unbedämpft und 50 Liter bedämpft die gleiche Abstimmung, während 50 Liter unbedämpft eine höhere Abstimmung ergeben. Die beiden unbedämpften Abstimmungen besitzen dabei fast die gleiche Verlustgüte, was in einer nahezu gleichen mechanischen Güte seine Entsprechung findet.
Trotz gleicher Abstimmung bei 60 Liter unbedämpft und 50 Liter bedämpft sind die Verluste im bedämpften Gehäuse größer und das zeigt seine Wirkung in einem um 0,5 dB geringeren Pegel bis ca. 200 Hz. Dieser Wirkungsgradverlust ist akzeptabel und kann bei der Realisierung einer Box problemlos in Kauf genommen bzw. berücksichtigt werden. Fazit:Ein geschlossenes Gehäuse kann locker mit Dämpfungsmaterial gefüllt werden. Dadurch werden stehende Wellen im Gehäuse wirksam unterdrückt und das Boxenvolumen virtuell 20 % größer. Das resultierende kleinere Gehäuse bzw. die tiefere Abstimmung wird dabei mit einem Wirkungsgradverlust im Bereich der Resonanzfrequenz erkauft. Eine Matte Dämpfungsmaterial von VISATON ist ausreichend für ca. 10 Liter Boxenvolumen. Einen guten Kompromiss zwischen wirksamer Unterdrückung störender Resonanzen im Gehäuseinneren und einem minimalen Pegelverlust stellt ein Füllgrad von 80 % - 100 % dar. Das Gehäuse wird möglichst gleichmäßig mit Dämpfungsmaterial gefüllt. |
Letzte Aktualisierung 27.10.2000
Durch Dieter Achenbach